Geplante Wasserstofffabrik in Wilhelmshaven verdeutlicht Niedersachsens Potenzial

Die Pläne für eine milliardenschwere Wasserstofffabrik in Wilhelmshaven könnten die
deutschlandweite Energiewende deutlich voranbringen. Ab 2027 soll die Gigawatt-Fabrik auf
dem Voslapper Groden bei Wilhelmshaven grünen Wasserstoff aus Methan aus dem Mittleren
Osten herstellen und damit eine halbe Million Tonnen Wasserstoff jährlich produzieren. Nach
weiteren Ausbauschritten soll die Wasserstofffabrik ab 2045 bis zu zehn Prozent des
gesamtdeutschen Energiebedarfs decken.
Die Standortentscheidung der belgischen Investorengruppe TES für die niedersächsische
Küste verdeutlicht das Potenzial der bereits bestehenden Wasserstoffwirtschaft in
Norddeutschland. Das Projekt sei eine „gigantische Chance, nicht nur für die Region, sondern
für die Energiewende insgesamt“, erklärte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD). Er
geht davon aus, dass die geplante Wasserstofffabrik weitere Ansiedlungen im Bereich
Wasserstofftechnik in der Region nach sich ziehen werde.

Wilhelmshaven als internationaler Umschlagplatz für Wasserstoff und CO2

In wenigen Monaten will TES konkrete Partnerunternehmen auf der Arabischen Halbinsel
bekannt geben, die mit Solarenergie große Elektrolyse-Anlagen betreiben. Da flüchtige
Wasserstoffmoleküle sich nicht für lange Transporte eignen, soll der kostengünstig
gewonnene Wasserstoff mittels CO2 zu Methan synthetisiert und anschließend unter Druck
und bei tiefen Temperaturen in flüssigem Zustand mittels Supertankern verschifft werden. In
Wilhelmshaven wird das Methan gespalten, um den so gewonnenen Wasserstoff der Industrie
zugänglich zu machen. In einer Art Kreislaufsystem sollen jährlich bis zu 43 Millionen Tonnen
CO2 zurück in den Mittleren Osten verschifft werden, um dort erneut als „Transportwerkzeug“
für Wasserstoff zu dienen.
Wie die Zeitung „Die Welt“ berichtet, schätzt TES zukünftig ein Kilo Wasserstoff für etwas
mehr als drei Euro anbieten zu können – und damit günstiger als Wasserstoff, der in deutschen Elektrolyse-Anlagen gewonnen wird.

Wasserstoffimporte können zur Wettbewerbsfähigkeit von H2.N.O.N.-Partnern beitragen

Im Wasserstoffnetzwerk Nordostniedersachsen (H2.N.O.N.) haben sich bereits mehr als
einhundert Hersteller, Dienstleister, Anwender und Forschungseinrichtungen aus dem
nordöstlichen Niedersachsen zusammengeschlossen, um mit grünem Wasserstoff den CO2-
Ausstoß im Verkehr, der Stromerzeugung und der Landwirtschaft zu senken. Wenn nach der
aktuellen Markthochlaufphase der Bedarf an grünem Wasserstoff steigt, können
Wasserstoffimporte dazu beitragen, die Beschaffungskosten zu reduzieren und so die
Wettbewerbsfähigkeit von klimafreundlichen Wasserstoffantrieben gegenüber Diesel und
Benzin zu stärken.

Symbolbild: Industry Processes